Wenn der Rücken schmerzt

12. November 2007

Rückenschmerzen sind mehr oder minder starke Schmerzen des menschlichen Rückens, die ganz unterschiedliche Ursachen haben können. Es gibt akute, öfter wiederkehrende und chronische Rückenschmerzen.

Als Hexenschuss bezeichnet man volkstümlich einen plötzlichen, stechenden Schmerz im Rücken, der durch Reizung der sensiblen Eigeninnervation der Wirbelsäule ausgelöst wird, d.h. der Nerven, welche die Wirbelsäule selbst versorgen - also nicht durch Kompression der aus der Wirbelsäule austretenden Spinalnerven, die den übrigen Körper versorgen. Es handelt sich um einen häufig akut einsetzenden, meist stechenden Kreuzschmerz, der oft mit Lähmungsgefühl, Zwangshaltung, Bewegungssperre, Hartspann, Dornfortsatzdruckschmerz, etc. verbunden ist. Nach einem schmerzarmen Intervall ist evtl. der Übergang in eine chronische Form möglich.

Etwa jeder vierte Deutsche leidet unter Rückenbeschwerden. Oft fangen die Probleme am Arbeitsplatz an. Einseitige oder schwere körperliche Belastungen, ungünstige Arbeitsplatzverhältnisse und auch Stress spielen eine Rolle. Ebenso können eingefahrene und falsche Verhaltensweisen Rückenprobleme herbeiführen oder verstärken.

Um intakt zu bleiben, braucht unsere Wirbelsäule Bewegung. Einseitige Dauerbelastungen wie Sitzen und Stehen, die heute zum Alltag vieler Berufe zählen, können ihr auf Dauer schaden. Zu einem gesunden Rücken gehört deshalb außerdem eine gut entwickelte Muskulatur, die die Wirbelsäule wie ein Korsett stützt. Verspannungen und Verhärtungen im Rücken- und Schulterbereich signalisieren, dass Rücken-, Bauch- und Gesäßmuskeln die Belastungen der Wirbelsäule nicht ausreichend mittragen. Denn Muskulatur, die nicht gefordert wird, verkümmert.

Häufig sind Schäden an den Bandscheiben der Lendenwirbel ein Auslöser für Rückenschmerzen. Die elastischen Bandscheiben befinden sich zwischen allen 24 Wirbelkörpern. Sie sind mit einer gallertartigen Masse gefüllt und puffern wie Stoßdämpfer die Belastungen der Wirbelsäule. Nachts, während des Liegens, werden sie entlastet. Bei Belastungen und unter Druck verringert sich ihr Volumen.

Welche Belastung auf den Bandscheiben ruht, hängt von der jeweiligen Körperhaltung ab. Im Liegen ist die Belastung am geringsten und beträgt etwa 25 Kilogramm. Im Stehen kann sie sich auf etwa 100 und im Sitzen auf etwa 140 Kilo erhöhen. Bei schwerer körperlicher Arbeit können ungefähr 250 Kilo auf den Bandscheiben lasten.

Dreiviertel aller Berufstätigen arbeiten im Sitzen. Bis zu 80.000 Stunden seines Lebens verbringt ein "Büromensch" am Schreibtisch. Viele Menschen sitzen falsch und belasten ihre Wirbelsäule dadurch stark. Eine vorgebeugte und krumme Haltung empfinden viele als bequem. Dadurch werden die Bandscheiben aber ungleichmäßig und fast doppelt so stark belastet wie im Stehen. Durch solche Fehlhaltungen entstehen Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur. Um die Bandscheiben im Sitzen zu schonen, ist deshalb eine Körperhaltung sinnvoll, die den Rücken aufrichtet und ihn geradehält. Dazu ist ein rückenfreundlicher Bürostuhl unentbehrlich, der auf die Bedürfnisse des Nutzers eingestellt ist. Außerdem sollte die Höhe der Schreibtischplatte verstellbar sein.

Die Betroffenen sollten nie lange Zeit unbeweglich in einer Sitzposition verharren, sondern ihre Haltung häufig verändern. Die Vorteile dieses dynamischen Sitzens: Gesäß, Bauch-, Rücken- und Halsmuskulatur bleiben aktiv und ermüden nicht so schnell. Wer bei der Arbeit viel Sitzen muss, sollte darüber hinaus jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen. Tipp: Zum Beispiel beim Telefonieren oder für kleinere Handgriffe aufstehen und statt des Fahrstuhls die Treppe nehmen.

Auch wer die meiste Zeit im Stehen arbeitet, belastet seine Bandscheiben übermäßig. Deshalb ist es auch hier wichtig, so oft wie möglich die Position zu wechseln und zur Abwechslung solche Arbeiten zu erledigen, die Bewegung erfordern. Beim Stehen ist es wichtig, den Oberkörper gerade zu halten. Wer sich beim Stehen anlehnt oder abstützt, entlastet seine Wirbelsäule ebenfalls. Frauen, die im Stehen arbeiten, sollten keine hohen Absätze tragen. Bei Arbeiten, die eine vorgeneigte Haltung erfordern, sollte man leicht in die Knie gehen und den Oberkörper aus der Hüfte heraus nach vorne neigen. Auf keinen Fall sollte man ein Hohlkreuz oder einen Rundrücken machen.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Allerdings handelt es sich bei der überwiegenden Anzahl von Schmerzepisoden, wie ja schon oben erwähnt, um ein vorübergehendes Ereignis, das nur einer symptomatischen Therapie (Schmerzmittel, Krankengymnastik, Massage, Fango etc.) bedarf, wobei durch rasche möglichst zielgerichtete Therapie die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses vermieden werden sollte. Die Leitlinien der orthopädischen Fachgesellschaft und der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft betonen, dass nur Maßnahmen langfristig nützlich sind, die die aktive Mitarbeit des Patienten einbeziehen. Monate- oder jahrelang fortgesetzte Interventionen mit passivierenden Therapien müssen vermieden werden, weil sie die Chronifizierung des Rückenschmerzes fördern.

Osteopathie, manuelle Medizin, Entspannungsübungen, autogenes Training, Massagen, Elektromassagen und Dehnen verkürzter Muskulatur sowie entsäuernde Maßnahmen können oft mit gutem Erfolg angewendet werden, lokale Infiltrationen lockern den Bereich. Physiotherapeutische Maßnahmen werden von den meisten Patienten als wohltuend erlebt, das Kosten/Nutzen-Verhältnis wird von den Versicherern jedoch oft als unangemessen bezeichnet und Studien, die deren Nutzen belegen, sind spärlich vorhanden. Die Wirksamkeit der Akupunktur wurde in Deutschland in den letzten Jahren in einer vergleichenden Studie untersucht. Auch Yoga und die Feldenkrais-Methode werden bei Rückenschmerzen empfohlen.

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